Drei 100% Real Pashmina Shawls
Udaipur
In Udaipur sind wir wieder mal in eine dieser Situationen gekommen, wo wir kaum wissen wie wir da reingekommen sind auch noch weniger wussten, wie wir da wieder rauskommen sollten….
Und zwar sind wir zu Weihnachten dem allgemeinen Trend “Shopping for 100% REAL Pashmina Shawls” gefolgt.
Hartnäckig hält sich das Gerücht, es gebe eine „Pashmina-Wolle“. Diese „Pashmina-Wolle“ stamme von besonderen Bergziegen aus dem Himalaya und unterscheide sich darin von der Kaschmirwolle. Tatsächlich werden Pashmina-Shawls aber aus gewöhnlicher Kaschmirwolle produziert, die nach gängigem Verfahren gewonnen wird. Rohstoff ist also der Unterflaum der Kaschmirziege.
Der halbe Spaß des Kaufens ist es natürlich, wenn auf dem „100% REAL Pashmina Shawl“ ein 100% Viskose Etikett hängt…
Wir hatten nun also gleich 3 dieser tollen Shawls (natürlich ohne Etikett) bei Shan erworben. Shan kommt eigentlich aus Srinagar, der Hauptstadt des Kashmir, aber in den Wintermonaten lebt er mit seiner Familie hier in Udaipur.
Er war anscheinend so glücklich darüber, dass wir geich 3 Shawls gekauft hatten (oder waren die 3 Shawls doch nicht 100% real Pashmina und es setzte ein schlechtes Gewissen ein oder hatten wir durch unsere zu schlechten Handelfähigkeiten bei ihm „Mitleid“ erregt ?) Was auch immer es war, einen Tag nach unserem Großeinkauf hat er uns zu seiner Familie zum Essen eingeladen waren.
Wir sind zusammen mit ihm und einer Rikshaw zu dem Haus gefahren, wo wir schon von seiner Frau und den beiden Kindern erwartet wurden.
Erst haben wir noch ein paar Rotis zusammen in der Küche hergestellt und dann im Wohn- und Schlafzimmer (einizige Möbelstücke ein Fernseher und eine Art Schrankwand) auf dem Fußboden platzgenommen, auf den sogar eine Weihnachtstischdecke gelegt wurde.
Und dann ging es los: jeder von uns hat ungelogen 2-3 Kochbeutel Reis auf dem Teller gehabt…
Wir haben die einzigen beiden Teelöffel, die im Haushalt waren (sie haben fest darauf bestanden, dass wir mit den Teilen essen und uns nicht die Finger schmutzig machen) bekommen und es war so, als würde man „Rasen mit einer Nagelschere mähen“…
Unsere Teller wurden nicht leerer!
Shan und seine Familie dagegen haben mit den Finger gegessen und haben sich das ganze leckere Essen (inkl der ganzen Soßen) in einer irren Geschwindigkeit reingeschaufelt ohne auch nur irgendetwas auf dem Teller liegen zu lassen.
Und wir sind fast geplatzt an der Reismenge!!!
Aber mit der „Warnung“ im Hinterkopf, dass das unhöflichste bei einer Einladung zu einem indischen Familienessen, neben dem Absagen der Einladung oder dem Mitbringen eines Gastgeschenkes, das Nichtaufessen ist, haben wir uns tapfer geschlagen und jeder das Kilo Reis in monströs anstrengender Teelöffelschaufelei verdrückt!!!
Phine ist dann tatsächlich gleich noch an Ort und Stelle „auf der Toilette geplatzt“ (…)
Aber das Essen wird uns in guter Erinnerung bleiben und wir haben uns mit den Ungerechtigkeiten, mit denen die „Muslimische Welt“ täglich konfrontiert wird erstmalig auf dieser Reise richtig auseinandergesetzt.
Wir hatten ständig das Gefühl, dass Shan sich aufgrund seiner religiösen Zugehörigkeit irgendwie besonders toll darstellen möchte. Dies wäre überhaupt nicht nötig gewesen, denn er war von Natur aus einfach ein herzensguter Mensch und wir haben es sehr genossen ihn und seine Familie kennenzulernen.
Thema unserer heutigen Lekion war der Kaschmir bzw. Kaschmirkonflikt:
Der Kaschmirkonflikt besteht seit der Gründung von Indien und Pakistan zwischen den beiden Staaten. Es geht dabei um die Grenzregion Kaschmir, auf die beide Staaten Gebietsanspruch erheben.
Er begann mit der Unabhängigkeit der beiden Länder. Der damalige Maharaja von Kaschmir (Hari Singh) betrieb den Anschluss der Region an Indien, während die zu 80 % muslimische Bevölkerung zu einem Anschluss an Pakistan tendierte.
1948, 1965 und 1971 wurden zwischen Pakistan und Indien bereits Kriege geführt. Seit 1999 gibt es wieder kleinere Scharmützel zwischen beiden Ländern, die inzwischen beide auch über Atomwaffen verfügen, weshalb dieser Konflikt eine besondere weltpolitische Brisanz erhält. Die Vereinten Nationen unterhalten seit 1949 eine Beobachtermission (UNMOGIP) im Grenzgebiet.
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