Cultural Differences
Vor ein paar Monaten hatten wir in Malaysia auf Pulau Perhentian dieses witzige Gespräch mit zwei anderen Reisenden Nabil und Selmon aus München darüber, was man als Reisender alles auf sich nimmt um Neues und Fremdes zu sehen / entdecken.
Und viele dieser (eigenen) Grenzüberschreitungen akzeptiert man dann, in dem man sich beispielsweise immer wieder Dinge sagt wie „es ist halt die Kultur des Asiaten, dass er auf die Straße rotzt und dabei Laute von sich gibt, bei dem einem selber das Essen aus dem Magen wieder hochkommen möchte“ oder „es ist normal für den Inder einfach INMITTEN der Öffentlichkeit seinen Stuhlgang zu erledigen“ etc.
Bei all diesen Zerreißproben der eigenen Toleranz stößt man dann trotz allem aber immer wieder auf Dinge, die nach unserem westlichen Verständnis aber „einfach nicht gehen“. Und zwar ohne Diskussion!
In Asien waren wir nun in irgendeiner Form auch auf derartige Begegnungen mental vorbereitet, weil wir immer im Hinterkopf hatten, dass die Kultur der Asiaten einfach so so unterschiedlich von dem ist, was wir selber bislang erlebt haben. Der in Asien allgegenwärtige Slogan: „same same but different“ ist also Teil unserer eigenen Reisephilosophie geworden.
Nun sind wir aber inzwischen in Neuseeland und hatten die Vorstellung, dass die kulturellen Unterschiede hier wieder kleiner und weniger gewöhnungsbedürftig sind.
Aber unser Besuch bzw. unser Vorstellungsgespräch bei Greenpeace holte uns zurück in die Realität:
“Is this the real world, or is this just fantasy? “
Und, ja Neuseeand könnte sich wahrscheinlich oft nicht mehr “out of the real World” anfühlen als einige der Asiatischen Orte…
Ehrlich gesagt, hatten wir echt Schwierigkeiten uns hier anzupassen in den ersten zwei Wochen. Es war nicht nur der Temperaturabfall von 25 C verglichen mit dem was wir die letzten 12 Monate gewöhnt waren und was uns sofort eine fette Erkältung einbrachte. Nein, es waren auch „der Schlag Mensch“, denen man hier im Gegenzug zu den immerlächelnden Asiaten begegnet…
Wie auch immer, der Höhepunkt des “Out of the Real World” Gefühls war erreicht als wir uns bei Greenpeace im Vorstellungsgespräch wieder fanden. Wir hatten uns für das „Street Fundraising“ beworben, weil wir das dringende Gefühl hatten, es was Gutes und Bedeutendes tun zu wollen. Gerade nach der langen Zeit in Asien, wo man ununterbrochen sieht was dort mit der Umwelt geschieht und wie die Leute damit umgehen. Da ein Großtei der Bevölkerung einfach täglich ums pure Überleben kämpft ist der Umweltschutz nicht gerade eine der Top 10 Prioritäten… Verständlicherweise!
Also haben wir uns am vergangenen Dienstag in einer Gruppe von 8 Leuten bei Greenpeace wiedergefunden. Needless to say, aber wir waren 10 bzw. 12 Jahre älter als der älteste der anderen Bewerber! Nur Abby (aus UK), die das Gespräch mit ihrer grünen Wollstrickmütze und ihrem grünen Motivshirt leitete, war gleichalt.
Wir waren von Anfang an Außenseiter, da unsere Klamotten im Gegenzug zu den restlichen 50 Greenpeace Mitarbeitern Schilder mit Markennamen hatten und ganz offensichtlich nicht dem „Greenpeace dress codex“ mit Batik Klamotten, ungewaschenen hennagegefärbten Haaren, schmutzigen Fingernägeln, Stricksocken etc. entsprachen.
Von uns 8 sollten 4 den Job bekommen. Soweit so gut, aber da Abby das Gruppeninterview mit einer Einleitung, wie „Wir suchen das Gesicht bzw. die Person, die Greenpeace nach aussen hin in der Öffentlichkeit präsentiert. Und Ihr werdet draußen in den Straßen arbeiten, Leute ansprechen und im Namen dieser weltweiten Organisation Geld für einen guten Zweck einsammeln…” etc. startete, waren wir zunächst gute Dinge.
Und wen haben sie als „den Repräsentanten“ genommen? Einen Typen, der allen Ernstes aussah, wie jemand von der Straße, der sich ganz definitiv seit einer Woche nicht mehr gewaschen hatte. Er kam barfuß!!! Zum Gespräch, seine Füße waren überzogen mit Dreckklumpen und auch unter seinen Fingernägeln klebte der Dreck. Aber nicht nur seine äußere Erscheinung, sondern auch das was er zu seiner Vorstellung gesagt hat, war für uns unglaublich: „Er hat die Schnauze voll von Supermärkten! Jeder sollte lieber sein eigenes Obst & Gemüse anbauen.“ (Und dies war noch einer seiner besseren Beiträge…)
Die Idee ist ja schön und gut, aber außer uns schien niemand zu merken, dass dies nicht die Welt ist, in der wir leben!!!
Auch Abby nickte zustimmend ( in Gedanken an ihr eigenes Gemüsebeet) mit ihrer Strickmütze und erklärte uns uns zwei anderen, dass wir für den Job (der zwar in erster Linie Verkaufserfahrung, die außer uns niemand nachweisen konnte, voraussetzt) nicht geeignet sind…
Wir waren geschockt zu sehen, dass die Realität scheinbar hier in Auckland im Greenpeace Hauptsitz von Neuseeland nicht angekommen zu sein scheint.
Das Büro an sich war übrigens das ineffektivste Büro was wir je gesehen haben. Sämtliche Mitarbeiter schienen so relaxt ihre Maus auf dem Computerbildschirm hin und herzufahren, dass lediglich die Zubereitung einer neuen Tasse Kräutertee sie in Bewegungsstress brachte!!!
Es ist eine absolute Schande zu sehen, wie Gelder, die im Namen dieser Organiation für gemeinnützige Zwecke gesammelt werden von einer solchen Administration einfach verschwenderisch geschluckt zu werden!
-
16Nov
Tags: Auckland, Cultural Differences, Greenpeace
-
06Nov
„Yes we can. “
Mit dieser Schlagzeile hat der „New Zealand Herald“ heute den Sieg Barack Obama’s kommentiert. Und mit diesen freudigen Nachrichten, dass die USA ganz offensichtlich doch positive Kräfte haben, sind wir anschließend ins Internet Café gegangen. Wir waren entschlossener denn je, eine Wohnung bzw. ein Zimmer zu finden.
Und „Yes we can do, too. “
Schon morgen ziehen wir nun in ein Zimmer im Stadtteil Grey Lynn, dass wir uns bereits letzte Woche angeschaut hatten und werden uns nun doch 1 Bad mit unseren neuen Mitbewohnern Benz (aus Thailand) und Greg (aus Südafrika) teilen.
Befriending New Zealand
Sich mit Auckland anzufreunden erscheint auf den ersten Eindruck gar nicht so einfach zu sein. Vor allem, wenn man mit einem Dauerregen und einem Temperaturabfall von über 20° begrüßt wird.
Aber inzwischen sind der erste Kälteschock und die Erkältung überwunden.
Nur an diese extreme - nennen wir es mal ganz neutral - “Bevölkerungsdünne“, müssen wir uns erst noch gewöhnen.
Und immerhin leben hier in Auckland 1,2 der insgesamt 4,2 Millionen Einwohner Neuseelands.
Aber im Vergleich zu unserer letzten bereisten asiatischen Metropole Ho Chi Minh City, wo es alleine 4,2 Millionen Mopeds, 800.000 Autos und täglich über 1.100 neue Mopedregistrierungen gibt, fühlt sich Auckland an wie ein großes Dorf.
Und dabei ist von den 40 Millionen Schafen, die hier auch noch auf Neuseelands Inseln verteilt leben, nichts zu merken.
Aber von der Internationalität dieser Stadt ist einiges zu merken. Über die Hälfte der Aucklanders ist z.B. europäischer Abstammung, ein Sechstel der Bevölkerung kommt von den Südpazifischen Inseln und einen weiteren größeren Anteil nehmen Asiaten verschiedenster Ländern ein.
Also, schon einmal ein guter Ansatzpunkt für uns, uns doch noch mit der Stadt und ihren Bewohnern „anzufreunden“.
Into the Wild
Warum jährlich 2.2 Millionen Touristen bis hierher „ans Ende der Welt“ reisen, lässt sich wohl ganz einfach beantworten: wegen der vielfältigen und vor allem so unberührten Natur.
Und bevor wir uns selber „raus in die Natur“ hier bewegen und unsere eigenen Erkundungen machen, wollen wir erstmal hier in Auckland unsere Reisekasse aufbessern. Und was liegt da näher als für eine Organisation zu arbeiten, die sich voll und ganz mit der Erhaltung der Natur hier in Neuseeland bzw. weltweit einsetzt?
Also, Daumen drücken, dass am Dienstag bei unseren Vorstellungsgesprächen bei Greenpeace alles bestens läuft…
PS: Hier noch ein kurzer Beitrag zu „Was die Welt nicht braucht!“: Im Auckland Museum lernten wir, dass „Humming Birds“ nicht nur die kleinsten Vögel der Welt sind, sondern dass sie auch noch die einzigsten Vögel sind, die während des Fliegens in den Rückwärtsgang schalten können und rückwärts fliegen können…Tags: Auckland, Befriending, New Zealand
-
30Okt
Aller Anfang ist schwer
Nach über 12 Monaten „Unterwegssein in Asien“, dachten wir wirklich Bescheid zu wissen, wie das alles so geht mit dem Reisen… Aber nur wenige Stunden, nachdem wir SGN (Ho Chi Minh City) verlassen hatten, wurden wir schon eines Besseren belehrt:
Unser Gepäck am Check-Inn Schalter der Vietnam Airlines wurde von einem neuen Mitarbeiter leider nur nach SYD (Sydney) anstatt gleich bis nach AKL (Auckland) aufgegeben. Der Gute war dann so aufgeregt, dass er uns beim Boarden der Maschine noch abgefangen hat und uns auf seinen Fehler hingewiesen hat. Na super!
Da wir in Australien nur 2 ½ Stunden Übergangszeit und kein Visum hatten, konnten wir also unser Gepäck nicht selber in Empfang nehmen. (Wir durften ja den Transferbereich nicht verlassen.) Ein Qantas Mitarbeiter sollte also mit dem Abholen und des Neueincheckens unseres Gepäcks bei Ankunft in Sydney beauftragt werden.
Nach der Ankunft in Australien sind wir also mit einem dieser flotten Elektroautos im „Affenzahn“ zum Transfer Desk gebracht worden. Hier fiel dann auf, dass wir ohne Weiterfug von Neuseeland dort gar nicht erst einreisen dürfen!
Da stehen wir: 2 gelernten Reiseverkehrskauffrauen also mit dem falsch aufgegebenen Gepäck ohne Weiterfug und müssen uns von dem Typen neben uns in der Schlange Sprüche anhören, wie „In keinem Land der ganzen Welt kann man ohne Weiter- bzw. Rückflugticket einfach so einreisen!“
Wir haben ihn einfach in dem Glauben gelassen und unsere kurze Transferzeit genutzt, um schnell noch 2 Flüge am Internetterminal zu buchen. So ein Mist!
Diese Regelung ist übrigens ganz offensichtlich nicht nur uns nicht geläufig, denn schon in unserer kurzen Zeit hier, haben wir viele Horror-Geschichten über überteuerte Flugbuchungen bei Einreise in Neuseeland gehört.
In AKL sind wir dann bei 20 Grad Nieselwetter angekommen und mussten feststellen, dass unser Gepäck leider nicht da ist!
Aotearoa – Maori: Land der langen weißen Wolke
Die „lange weiße Wolke“ hat uns schon vor Australien stürmisch in Empfang genommen und wir konnten den Nachtflug fast durchgehend angeschnallt verbringen. Die Achterbahnfahrt hat dann von Sydney nach Auckland nochmal richtig an Thrill-Faktor zugelegt. Bei einigen stürmischen Turbulenzgebieten ist der Flieger so nach unten geschnellt, dass wir ganz sicher an die Decke geflogen wären, wenn wir nicht angeschnallt wären und uns an die Armlehnen festgeklammert hätten. Ein absoluter Höllenritt!
Willkommen in Mittelerde
Ohne Gepäck stellten wir also im Hotel fest, dass die „self-contained-appartment-style-rooms“ zwar mit allen Features ausgestattet sind, aber nicht nur die Schuhkartongröße des Raums doch etwas gewöhnungsbedürftig ist. Es ist ein bißchen so wie bei Gandalfs Besuch in Hobbiton…
Zudem haben wir nach und nach folgende Sticker endeckt:- „This Towel Rack is not connected for heating!“
- „This washing machine has been disconnected.“
- “The Telephone is for in-house calls only.”
Auch der Internetanschluss ist zwar inklusive, aber die Nutzung kostet! Die Küchenzeile ist da, jedoch ohne Utensilien! Lediglich die Heizung auf Rollen, die wir hier immer fest mit unseren Körpern verbunden durchs Zimmer ziehen, hält was sie verspricht.
Der Anstrich ist ürigens à la Loriot’s „Papa ante Portas“: zwischen einem frischen mausgrau und einem etwas herberen Hellgrau mit leichtem Stich ins weißgrau…
Frauenpower
1893 war Neuseeland das erste Land in der Welt, in dem Frauen das Wahlrecht bekommen haben.
2007 waren alle wichtigen Positionen in Neuseeland von Frauen besetzt.
- Königin: Queen Elizabeth II
- Prime Minister: Helen Clark
- Governor-General: Silvia Cartwright
- Speaker of the House of Representatives: Margaret Wilson
- Chief Justice: Sian Elias
- Leitung Telecom (größte Firma): Theresa Gattung
Wir haben natürlich auch schon ordentlich „die Hacken in den Teer gehauen“, um unseren Beitrag zu diesem Frauenpower zu geben:
- IRD (=Steuer) Nummer beantragt (macht man hier in der Post)
- Konto eröffnet
- Wohnungen über trademe.co.nz gesucht und besichtigt
- Job im Donut-Wagen geregelt
- Tagesjob erledigt: Fritöse und sonstige ranzige Küchengeräte in einem Restaurant mit einem Spachtel von Fett und alten Pommes befreit!
- Keine Handynummer bekommen: Vodafone hat ein Prepaid Monopol in Neuseeland und bedankt sich dafür mit horrenden Preisen!! (Konkurrenz gibt’s nur bei Verträgen mit der Telecom…) – nicht mit uns!!
„Go for the ordinary…“
Nicht unerwähnt bleiben darf bei unserem ersten Neuseelandbericht natürlich das Essen! Juhuu, endlich kommen wir wieder in den Genuss der langersehnten Wurst- und Käsebrote! Dass wir so „raus“ aus dieser Brotzeitnummer sind, merken wir schon daran, dass wir den Brotaufstrich Belgian Dark Chocolate für besser als Nutella befinden…
Same, same, but different…
Man könnte sagen, nach einem Jahr Reisen sind wir also wieder da angekommen, wo wir vorher standen!? Ein geregelter Alltag mit einem festen Job und einem festen Wohnsitz wird uns bald hier erwarten.
Glücklicherweise können wir aber an vielen Dingen sehen, was wir von unserer Asienzeit mitgenommen haben. Und sei es nur die Freude, wenn wir mit den Angestellten der ANZ Bank, die hier zu DIWALI (dem Hindu Lichterfest) „dressed up“ in Saris rumlaufen über die „Verrücktheit“ der Inder “ lachen können…
Tags: Aotearoa, Auckland, Mittelerde, Neuseeland
Recent Comments