Cruising down the mighty Mekong
Auf der Suche nach Ursprünglichkeit, unberührter Natur und neuen Abenteuern „off the beaten track“ sind die Backpacker in Laos längst nicht mehr die Einzigen, denn auch Gruppenreisenveranstalter und „Luxusreisende“ entdecken das Land und seine Möglichkeit es mit den umliegenden Nachbarländern zu kombinieren.
Somit gibt es ein immer größer werdendes Angebot von „luxuriösen“ Touren und Aktivitäten, die die Budget-Angebote der Backacker ablösen.
Auch wir waren vereinzelt froh, dass sich das Angebot in Laos inzwischen auch einem anderem Clientel angepasst hat. Und so waren wir überzeugt mit unserer Entscheidung für die Luxusvariante per Super-Boot und schickem Resort genau das Richtige gemacht zu haben. Denn auf keinem anderen Boot, das uns während der 2 Tage Cruise auf dem Mekong begegnet ist, wären wir lieber gewesen.
Weil der Mekong so unberechenbar ist, gibt es auf der gesamten Flusslänge von 4180 Kilometern nur zwei Brücken (eine in China und die Freundschaftsbrücke, die Laos in der Nähe von der Hauptstadt Vientiane mit Thailand (Nong Khai) verbindet. Außerdem kommt hinzu, dass unzählige Steine und andere mitgeschleifte Teile des Flussbettes immer wieder zu Unfällen führen, indem sie die Boote einfach von unten aufreißen. Das Navigieren auf diesem reißenden Fluß ist also extem schwer.
Der abolute Knaller waren dann wirklich die Speedboote, die ca. 6 Passagiere (ausgestattet mit Motorradhelmen und Schwimmwesten) im Eiltempo von Huay Xai nach Luang Prabang bringen…
Wir waren nur froh, dass wir bislang recht sparsam gereist sind, denn diese 2 Tage haben uns jeden mehrere hunderte US Dollar gekostet!! Und das sollte leider auch nicht der einzige im Verhältnis zu den lokalen Gegebenheiten absolut überteuerte Spaß in Laos bleiben…
Gruppendynamik
Einen ganz negativen Beigeschmack dieser Tour, die sich beinahe angefühlt hat, wie eine organisierte Gruppenreise, war allerdings die „Gruppendynamik“, die sich diverse Male leider von ihrer schlechtesten Seite zeigte.
Einmal hat das Boot an einer Stelle angehalten, wei eine Art Mautgebühr für das Befahren des Flusses bezahlt werden musste. Da dies ein regulärer Stop war, hatte sich dort bereits eine kleine „Bettelorganisation“ etabliert. Vorgschickt wurden die kleinsten bzw. jüngsten der anliegenden Dorfbewohner, um Keske, Nüsse oder sonstige Snacks an die Passagiere zu verkaufen.
Da allerdings der Großteil unserer Mitreisenden erst am Morgen der Abfahrt nach Laos gekommen ist und dementsrechend noch keine Landeswährung dabei hatten. Die „instabilen“ Kips kann man nur in Laos bekommen und später auch in anderen angrenzenden Ländern nur sehr sehr schwer wieder wegtauschen! (Interessanterweise erfolgt der Warenaustausch in den ländlichen Gebieten aber meist immer noch im Tauschhandel; die Geldwirtschaft beschränkt sich auf die Städte.) Somit konnten zwar keine Geschäfte abgewickelt werden, da die „Kleinen“ den grünen US-Dollar bislang nicht kannten. Aber so wild wie damit gewedelt wurde, wird sich auch dieser Umstand in nahester Zukunft (leider!!!) wohl ändern.
Dennoch sind ca. 48 unserer 50 Mitreisenden aufgesprungen und haben die kleinen bettelnden Kinder Ihre teilweise monströs großen Fotoapparate direkt ins Gesicht gehalten, und Fotos gemacht!!! Wir haben das Spektakel fassungslos und mit Kopfschütteln beobachtet und sind zu keinem Schluss gekommen.
Es war der reinste Menschenzoo: auf der einen Seite, wir Touristen in unseren gepolsterten Sesseln auf dem Luxusdampfer auf der anderen Seite die kleinen, armen (verschmutzen) Kinder. Und es wurden Fotos gemacht ohne Ende!
Für uns ist völlig unklar, wozu derartige Fotos gemacht werden? Welchen (guten) Zweck beabsichtig man damit? Und welcher der Mitreisenden möchte, dass bei ihm zuhause eine Schar Touristen auf eine Gruppe Kleinkinder losstürmt, und die mit einem wilden Blitzlichtgewitter „beschießt“???
Leider wurde eine ähnliche Art dieses Menschenzoos auf dieser Cruise noch in einigen besuchten Dörfern wiederholt.
Diese Dörfer sind inzwischen völlig auf den Tourismus angewiesen, bewirtschaften ihre Felder nicht mehr, stellen nur noch für die Touristenbedüfnisse Souvenire her, die sie dann unter mitleidigen Blicken im Dabeisein Ihrer offensichtlich ungepflegten Kinder verkaufen. Da die ganze Atmosphäre so mitleidserregend aufgezogen wird, kauften unsere Mitreisenden wie verrückt und sahen nicht einmal die Warnzeichen, dass hier etwas ganz gehörig falsch läuft:
Die Verkäufer verlangen horrende Preise für ihre angebotenen Waren und lassen nämlich in keinster Weise mit sich handeln!
Somit kann und ist die gespielte Not nicht so groß!
Alleine aus unserer Gruppe konnten wir sehen, dass Einkäufe in einem einzelnen Dorf getätigt wurden, die auf die Anzahl der Menschen verteilt weit über dem Durchschnittsgehalt eines Berufes, der eine Lehre bzw. ein Studium oder einen ähnlich langen Bildungsweg erfordert, hinausgeht!!
„Madame I want tippse“ (So wurden wir wortwörtlich mal angesprochen!)
Auf unserer Reise haben wir durch verschiedene Gespräche und Beobachtungen folgende Einstellungen bezüglich des Trinkgeldgebens bzw. Geldverteilens an die scheinbar arme Bevölkerung, bekommen:
Ziel des Tourismus bzw. des einzelnen Reisenden sollte es sein, möglichst wenig Schaden in die gegebenen Gesellschaftsstrukturen zu bringen. Dies passiert ganz einfach dadurch, dass willkürlich für den Reisenden völlig unsignifikante Beträge, aber für die lokale Bevölkerung unverhältnismäßige Summen an Menschen gereicht werden, die im Kontakt zu Touristen stehen.
So kann es nicht sein, dass zB. ein Kofferträger durch seine Trinkgeldeinnahmen mehr Geld verdient, als derjenige, der eine jahrelange Ausbildung genossen hat und im Hotel- Büro sitzt, Buchungen in Fremdsprachen und Zahlungen etc.regelt.
Dieser gefährliche Trend, dass Bildung nicht zu gut bezahlten Jobs führt, sondern dass im Schlechtfall sogar als Rikshawfahrer, Kofferträger oder herumlungernder Gelegenheitsbettler mehr Geld durch die Touristen „verdient“ werden kann, hat in einigen Teilen Indiens sogar zu Geldgeben-Verboten der Polizei geführt!!!
In Laos konnte wir wie gesagt beobachten, dass es zwar recht viele Schulgebäude gibt, allerdings sahen diese leider immer verlassen aus, da es nicht genügend Lehrer gibt. Oder das Lehrergehalt von 40 USD monatlich (!!!) zu wenig ist!
In Südafrika habe ich (Schnull) erstmalig einen Reiseleiter gesehen, der harte Worte gegenüber einem Mitreisenden angewendet hat. Dieser hatte nämlich gerade sein Portemonnaie gezückt um zwei kleinen bettelnden Mädchen ein paar Münzen zuzustecken.
Buks (unser damaliger Reiseleiter) gab ihm folgende lautstarke Lektion:
„Pack sofort Dein Geld wieder ein! Mach das gefälligst in Deinem eigenen Land! Solange Du hier unterwegs bist, überleg Dir vorher erstmal was für einen Schaden Du anrichtest bevor Du hier wahllos Dein Geld vertreilst. Diese Kinder werden von Ihren Eltern geschickt, weil diese wahrscheinlich einfach zu faul zum Arbeiten sind. Würden diese Mädchen täglich in die Schule gehen, würden sie dort genug Essen und eine ordentliche Schuluniform UMSONST bekommen. Ganz nebenbei würden sie auch noch was lernen und hätten so die Möglichkeit später einen bezahlten Job zu machen anstatt womöglich ihre eigenen Kinder auf die Straße zu schicken!!“
Sicherlich gibt es in jedem Land bzw. in jeder Gesellschaft leider auch viel zu viele Menschen, die leider „durch dieses Raster“ fallen und auf fremde Hilfe angewiesen sind, aber es ist nicht an uns Reisenden das bei einem kurzen Aufenthalt oberfächlich zu beurteilen. Vielmehr sollte man diese Hilfe ansässigen Organisationen überlassen, die mit den lokalen Verhältnissen vertrauter sind bzw. gerade diese Organisationen unterstützen!
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