Kulturschock: Singapur
Es herrscht Ordnung im kleinsten Staat Südostasiens
Schon bei unserer Ankunft am Flughafen des Insel- und Stadtstaates fiel uns auf, wie strukturiert und gut organisiert hier alles (vor allem wohl im Gegensatz zu Indien) ist!
Der Taxifahrer schaltete ganz selbstverständlich den Taximeter an und dann fuhren wir ohne Dauer-Gehupe und ohne einander wild zu überholen geordnet durch den 4 spurigen Straßenverkehr. Uns kam das einfache nebeneinander Herfahren unwirklich vor!!!
Obwohl wir hier immer noch in Asien waren, fühlten wir uns hier wie in “der westlichen Welt”. Es gibt keine Rikshaws mehr und vor allem liegen auch keine Kühe, Ziegen, Schweine, Hunde etc. mehr in der Mitte der Fahrbahn. Die Autos sind alle (recht) neu und es gibt ganz offensichtliche Regeln an die sich jeder Verkehrteilnehmer hält…
„Singapore is a fine city“
Aber nicht nur im Straßenverkehr zeigt es sich, dass sich viele Menschen durch die Strenge der Gesetze in Singapur an die Regeln halten. Wie das doppeldeutige englische Sprichwort „Singapore is a fine city“ besagt, (fine bedeutet schön, aber auch Geldstrafe) gibt es hier zum Teil horrenden Strafen für vergleichsweise geringe Vergehen. Zwar werden diese (glücklicherweise) in der Praxis kaum durchgesetzt, aber sie dienen scheinbar ganz effektiv der Abschreckung.
Hier einige Beispiele:
- Für Vandalismus und Graffiti gibt es Geldstrafen sowie auch Prügel mit dem Rohrstock!
- Der Verkauf von Kaugummi war von 1992 bis Mai 2004 absolut verboten. Erlaubt war nur die private Einfuhr zum Eigenkonsum. Mittlerweile ist der Verkauf von Kaugummi zwar gestattet, jedoch weiterhin stark eingeschränkt. Der Käufer muss ein Arztrezept und seinen Personalausweis vorzeigen. Falls der Apotheker es versäumt, den Namen des Käufers aufzuzeichnen, kann gegen ihn eine Geldstrafe von 3.000 SGD verhängt werden.
- Singapur ist das einzige Land der Welt, in das Zigaretten nicht duty free eingeführt werden dürfen. Die Geldstrafe für die Einfuhr einer Stange Zigaretten beträgt das zehnfache des Preises innerhalb Singapurs (z.Z. SGD 110, folglich SGD 1100, also rund EUR 550). Selbst wenn man eine angebrochene Schachtel mit sich trägt, darf diese maximal 17 Zigaretten beinhalten. Bei der Ausreise können Tabakwaren aber offiziell am Flughafen gekauft werden.
- Essen, Trinken, Rauchen sowie der Transport gefährlicher Güter in öffentlichen Verkehrsmitteln unterliegen hohen Strafen (500 bis 5.000 SGD).
- Der Transport der geruchsintensiven Durian-Früchte in öffentlichen Verkehrsmitteln ist zwar ebenfalls verboten, allerdings wird von einer Strafandrohung abgesehen.
- Bei Ausreise muss der Fahrzeugtank noch mindestens zu 75 % gefüllt sein. Hintergrund für diese Vorschrift ist, dass in Malaysia der Kraftstoffpreis nur halb so hoch ist wie in Singapur.
Last, but not least:
Es herrscht eine strenge Zensur, die nicht nur die Medien, sondern auch die sexuellen Praktiken der Singapurianer betrifft!
U.a. werden Anal- und Oralverkehr sowie jede Form von homosexuellem Sex von der Regierung als „unnatürlich“ angesehenen und sind somit illegal.
Allerdings gab es in den letzten Jahren Bestrebungen der singapurischen Regierung zur Lockerung der Strafmaße und einige dieser strengen Gesetze wurden inzwischen gelockert.
Somit hat sich in Singapur, wie in anderen Großstädten Südostasiens auch mittlerweile ebenso eine kleine „Szene“ für Homosexuelle etabliert.
Todesstrafe
Die heftigsten Vorschriften gibt es allerdings für Betäubungsmittel: jeder, der mit mehr als 15 g Heroin, 28 g Morphin oder 500 g Cannabis erwischt wird, muss mit der Todesstrafe rechnen.
In Singapur werden im Verhältnis zur Einwohnerzahl die meisten Todesurteile vollstreckt.
Im Jahr 2004 veröffentlichte die singapurische Regierung (als Antwort des Berichtes von Amnesty International) folgende Übersicht:
Zwischen 1990 und 2005 wurden etwa 420 Menschen gehängt, hauptsächlich wegen Drogenhandels, -besitzes und -schmuggels. Unter ihnen befanden sich auch einige westliche Ausländer.
Hochgerechnet auf Deutschland wären in dem gleichen Zeitraum etwa 8.000 Menschen hingerichtet worden, in den USA 28.000 (tatsächlich: 884).
Sehenswürdigkeiten
Dennoch hat Singapur seine Reize und für Singapurianer und Touristen, die Singapur hauptsächlich als Stop-Over-Ziel nutzen, gibt es ein wahnsinnig reichhaltiges Freizeitangebot in dieser “Pleasantville” ähnlichen Stadt….
Der Name „Singapur“ setzt sich aus den beiden Sanskrit Wörtern „Singha“ = Löwe und „Pura“ = Stadt zusammen und bedeutet also Löwenstadt.
Der Legende zufolge soll ein Prinz im dichten Dschungel einen Löwen gesehen haben. Er wollte gegen den Löwen kämpfen, doch sie sahen sich gegenseitig in die Augen und der Prinz senkte sein Schwert und der Löwe zog sich zurück.
Merlion
Somit ist das Wahrzeichen der Merlion, ein Fabelwesen mit einem Löwenkopf und einem Fischkörper.
Raffles Hotel
1819 gründete Sir Thomas Stamford Raffles, Agent der britischen Ostindischen Handelskompanie, am alten Handelssitz Singapur die erste Niederlassung. Die Insel war zuvor nur von 20 malaiischen Fischerfamilien bevölkert und eine
Zufluchtstelle für Seeräuber.
Im Raffles Hotel, in dem berühmte Persönlichkeiten wie Charlie Chaplin, Rudyard Kipling u. a. zu Gast waren genießen heute viele Leute in der berühmten Long-Bar, in dem der Singapore Sling erfunden wurde, einen Drink.
Singapore Botanic Garden
Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist der 1822 von Sir Thomas Stamford Raffles gegründete Singapore Botanic Garden mit mehr als einer halben Million Pflanzenarten und einer spektakulären Orchideensammlung. Witzig ist, dass für viele Statsoberhäupter besondere Orchideen gezüchtet wurden und man also zwischen den „Thatcher“, „Mandela“ oder „Gorbatschow“- Orchideen wandert.
Sentosa Island
Auf Sentosa Island haben wir uns dann eine wahnsinns Sound & Light Show angeschaut und das Inselchen, dass sich wir ein Disney Park anfühlt ist irgendwie noch das I-Tüpfelchen der ganzen künstlichen Atmosphäre in Singapur…
Asian Civilisations Museum
Fasziniert waren wir dann von dem Asian Civilisations Museum, wo wirklich so ziemllich alle asiatischen Kulturkreise (Chinesisch, Malaiisch, Islamisch und Indisch) interessante Ausstellungen haben.
Direkt daneben ist ein Indochine Restaurant, wo wir natürlich aus heimatlichen Gefühlen heraus mit Blick auf den Singapore River einen viel zu scharfen grünen Mangosalat gegessen haben… Witzigerweise haben wir hier dann festgestellt, dass im Gegensatz zu Indien, wo es immer und überall voll war mit Fliegen, Mücken etc, hier direkt am Wasser nicht eine einzge Mücke war… Auch das hat sich wieder sehr unwirklich angefühlt.
„Shop til you drop“
Eine andere Beschäftigung, die sich zuletzt nicht nur wegen des heftig tropisch-feuchten Klimas anbietet (Die Temperatur beträgt fast das ganze Jahr etwas über 28 Grad Celsius!) ist das Shoppen in der (airconditioned) Orchard Road oder in einer der zahlreichen anderen Malls! Hier mussten wir nur leider feststellen, dass man längst nicht so gut handeln kann wie in Indien und somit konnten wir keines der zigtausend Kamerageschäfte finden, das uns einen fairen Preis für die langersehnte neue Kamera geben wollte!
Kulturschock komplett in der zivilisierten Welt
Unser Hotel lag dann auch noch, wie es bei der Internetbuchung leider nicht ersichtlich war, mitten im Rotlichtviertel und bestand aus Zimmern mit abwischbaren Betten!!! Aus unserem Fenster konnten wir die Prostituierten der unterschiedlichen Nationen auf Plastikstühlen sitzen und wartend sehen. Es waren auch Indische Prostituierte in Saris dabei. Auch wieder völlig unwirklich, da wir in unseren ganzen 6 Monaten in Indien keine einzige Prostituierte gesehen hatten. Obwohl es diese da ganz sicher genügend gibt, ist das in Indien ein absolutes Tabuthema…
Leider sind wir in Singapur völlig krank und ausgepowert angekommen, da wir uns an unserem letzten Tag in Chennai noch einmal so richtig schön den Magen verdorben haben. Somit dauert es einige Tage, bis wir wieder voll bei Kräften waren und wir dementsprechend auch nicht in der Lage waren, das Hotel zu wechseln.
In Singapore haben wir dann auch zum ersten Mal nach knappen 6 Monaten wieder Fleisch, Salate und anderes „sauberes Essen“ gegessen und unsere Mägen haben ordentlich rebelliert, da sie nun erstmal kein indisches Essen (das ja größtenteils unter höchst bedenklichen hygienischen Umständen zubereitet wurde) mehr verdauen müssen.
Witzig, dass eine Umstellung auch so herum laufen kann…